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CigarKings: Die Designer-Zigarre

Philipp Kugler kreierte als Diplomarbeit eine imaginäre Zigarrenmarke, entdeckte dabei seine Passion für den Tabak, und setzte sein Konzept schliesslich mit CigarKings in die Tat um.
#ZIGARREN 29. Juli 2022

Designer-Kleider, Designer-Möbel – wer sich gerne mit Geschmackvollem umgibt, wählt ein Stück, das von einem Designer wie Philipp Kugler gestaltet wurde. Der junge Mann aus Bayern studierte 2016 Kommunikationsdesign. Zum Abschluss der Ausbildung erhielt der Nachwuchsgestalter die Aufgabe, eine neue Marke zu entwickeln. Auf Fashion und Beauty, das bevorzugte Tummelfeld seiner Kommilitonen, hatte Kugler aber keine Lust. Stattdessen entschied er sich, eine imaginäre Zigarrenmarke zu kreieren. Zu diesem Zeitpunkt, noch nicht ganz volljährig, hatte Kugler noch nie eine Zigarre geraucht. Sein Vater rauchte vielleicht zwei oder drei Zigarren im Jahr. Mehr Bezug zum Thema hatte Kugler nicht. Aber das Thema faszinierte ihn. Für seine Recherchen kaufte er sich eine kleine Zigarren-Auswahl, den Blick hauptsächlich auf die kunstvollen Bauchbinden gerichtet. Und er beschloss, gewissermassen um die Recherche abzuschliessen, eine Zigarre zu probieren. Sie schmeckte ihm, es folgte die zweite und die grosse Überraschung: Zigarren können ganz verschieden schmecken! Philipp Kugler probierte weiter und seine Faszination wuchs. Während er für seine Diplomarbeit die Marke CigarKings kreierte, las er sich tiefer in das Thema ein, beschäftigte sich mit dem Anbau von Tabak, der Fermentation und der Fertigung von Zigarren.

Dann traf Philipp Kugler auf einer Veranstaltung, die mit Zigarren nichts zu tun hatte, einen Zigarren-Importeur. «Für mich war es das goldene Eintrittsticket in die Branche», sagt Kugler heute. Der Importeur organisierte ihm Muster einer Manufaktur in Nicaragua. Kugler wagte den Schritt und bestellte 1000 Stück. «Eine Menge, die ich im Notfall selber rauchen könnte». Die Zigarren trafen ein, und weil sie ihm vortrefflich gefielen, nannte er seinen Erstling: «Schöne Robusto». Ein Münchner Fachhändler bot ihm die Chance, seine Zigarren einen Tag lang in seinem Geschäft anzubieten. Der frischgebackene Zigarrenproduzent machte das beste daraus: er bot Familie und den versammelten Freundeskreis auf und sorgte damit für einen riesigen Auflauf. Auch die Stammkunden des Tabakhändlers zeigten Interesse. Am Ende des Tages hatte er 800 Zigarren verkauft. Nun musste Kugler sich entscheiden: War dies der krönende Abschluss seines Diplomprojekts, oder sollte die Geschichte von CigarKings weitergehen? Kugler wagte den Schritt in die Selbständigkeit.

2017 reiste der inzwischen 19-jährige nach Nicaragua und besuchte mögliche Partner. Handelseinig wurde er mit Plasencia. Zwei Jahre lang produzierte Plasencia die erste CigarKings-Serie. Dann entschied sich Kugler, zu einer kleineren Manufaktur zu wechseln. «Plasencia ist gross, das Tabakangebot einzigartig. Mir fehlte aber die Flexibilität und Möglichkeiten zum Experimentieren. Unsere Stückzahlen waren dafür zu klein». Mit seinem neuen Partner – um wen es sich handelt, bleibt geheim – entwickelte und verfeinerte Philipp Kugler seine CigarKings. Er führte fünf Qualitätsmerkmale ein, die zum Markenzeichen wurden: CigarKings werden mit dem aufwändigen Entubado-Verfahren gerollt. Dabei formen die Roller aus jedem Einlageblatt einzelne Röhren, welche in der fertigen Zigarre getrennte Rauchkanäle bilden. Seine Blends kommen ohne den nikotinreichen Ligero-Tabak aus. Die Zigarren werden stets in zwei Umblätter gewickelt, die über Kreuz angeordnet für mehr Komplexität und Stabilität der Asche sorgen. CigarKings-Zigarren werden «totalmente hecho a mano» und ohne Handrollmaschine gefertigt – ausserhalb Kubas eine Seltenheit. Und schliesslich wird jede CigarKings-Zigarre von einer 3-fach Kappe geschlossen, die bis zu eineinhalb Zentimeter über das Kopfende reicht und die Zigarren besonders einsteigerfreundlich macht – es ist praktisch ausgeschlossen, dass sich das Deckblatt beim Anschneiden löst.

Zunächst wurden Zigarrenhändler und Kunden aus Deutschland auf die innovativen Zigarren des jungen Unternehmers aufmerksam. Der Start sei zwar nicht einfach gewesen, erinnert sich Kugler. Der Teenager musste seine Abnehmer nicht nur von seinen Zigarren, sondern auch von sich selber überzeugen. Heute führen über 350 Zigarren-Fachgeschäfte die Marke CigarKings.

Der CigarKings-Blend basiert auf einer einzigen Tabaksorte: dem sogenannten Habanos 2000. Die Einlagetabake und das Umblatt wachsen in Nicaragua, die Deckblätter in Ecuador. Die Linien Sun Grown und Maduro unterscheiden sich nur durch das Deckblatt. Und auch dieses stammt von derselben Pflanze. Während die Sun-Grown-Deckblätter aus der mittleren Blattstufe «Seco» gewonnen werden, wächst der Maduro-Tabak eine Stufe tiefer (Blattstufe «Visus»), fermentiert aber länger. Die Anbauregion Los Rios in Ecuador zeichne sich durch eine natürliche Wolkendecke aus, welche dabei helfe, dass die Tabake besonders feinadrig und ölig wüchsen und, wegen der geringen UV-Belastung, auch relativ wenig Nikotin enthielten, erklärt Kugler. «Der Schlüssel ist immer die Fermentation». Viele Tabake, die in Estelí, Nicaragua angeboten werden, ähneln sich. Entscheidend ist, was man «quasi in seiner Küche» bei der Fermentation daraus macht.

Immer noch nimmt Philipp Kugler nebenher hin und wieder Design-Aufträge an, wenn sie ihn interessieren. «So habe ich auch das Startkapital für CigarKings verdient». Sein Hauptaugenmerk gilt aber dem Ausbau seines Unternehmens. Die junge Firma meisterte bereits erfolgreich die Track-and-Trace-Hürde, vor die europäische Produzenten und Importeure in den kommenden Jahre gestellt werden. Zusammen mit einem jungen Partner eröffnete er eine Vertriebsgesellschaft in Indien. In Europa sind die Zigarren von CigarKings bereits in sechs Ländern erhältlich – und ab sofort auch in der Schweiz.

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