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Starker Tobak

Während die schnöde Zigarette primär die Nikotinsucht befriedigt, geniessen wir Zigarren wegen ihres Geschmacks und Aromas. Doch auch eine handgerollte Premium-Zigarre enthält 40 bis 100 mg Nikotin. Gerade so viel, wie eine ganze Packung Zigaretten.

Nikotin ist ein natürliches Pflanzengift, das die Tabakpflanze vor Insekten schützt. Auf den Menschen hat Nikotin die Wirkung eines Nervengifts, dessen Gefahr mit zunehmender Dosis steigt. Kleine Nikotin-Mengen wirken stimulierend und setzen u.a. Adrenalin, Dopamin und Serotonin frei. Höhere Mengen führen zu Vergiftungen: der Patient spürt Übelkeit, Kopfschmerzen, der Puls steigt. Immerhin beträgt die Halbwertszeit von Nikotin im Körper nur zwei Stunden. Die letale Dosis soll bei rund 60 mg liegen. Böse enden kann deshalb die orale Einnahme von Zigarrentabak. Dies erfuhr am eigenen Leib ein Glarner Zigarrenclub, der in einem Restaurant eine Tabaksuppe genoss und in corpore im Spital landete.

Zigarrengeniesser nehmen Nikotin über die Schleimhäute auf. Eine Studie aus den 70er Jahren zeigte, dass etwa 5 Prozent des im Zigarrentabak enthaltenen Nikotins in den Körper gelangt. Sich an einem Stück zu Tode zu rauchen ist also weitgehend ausgeschlossen. Wer den Rauch inhaliert, nimmt etwa fünf Mal mehr Nikotin auf. Via Lunge gelangt der Wirkstoff zudem innerhalb von Sekunden in die Blutbahn, was die Entstehung einer Sucht begünstigt.

Die oberen Blätter der Tabakpflanze – in Kuba heissen sie «Ligero» – haben einen hohen Nikotingehalt, die unteren Blätter einen niedrigen. Je nach Blend enthält die fertige Zigarre mehr oder weniger Nikotin und wirkt für den Geniesser stärker oder milder. Wer das Nikotin in seinem Blut spüren möchte, wählt Ligero-lastige Blends: RomaCraft, Tales of High Priming von Nirka Reyes oder die My Father Le Bijou-Linie. Kubas kräftigste Zigarren gibt es bei Bolivar. Im Vergleich zu den ultra-starken Nicaraguanern sind die Kubaner aber ein laues Lüftchen.

Wer diesen Nikotin-Kick nicht sucht, wählt am besten gut gelagerte Tabake. Die Fermentation und später die Reifelagerung führen zu einer Zersetzung des Nikotins in einfachere Moleküle. Dafür verantwortlich sind Mikroorganismen, welche sich von Nikotin ernähren. Deshalb gilt die Grundregel: Je älter der Tabak, desto milder die Zigarre. Die Quesada Reserva Privada mit Tabaken der Ernte 1997 gibt dafür ein gutes Beispiel, oder jede Havanna mit einem älteren Boxingdate.

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