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Besuch bei Héctor Luis

Die Tabake, die auf den Feldern von Héctor Luis wachsen, gehören zu den besten Kubas.

Héctor Luis Prieto ist Tabakfarmer in fünfter Generation. Seine Farm im Anbaugebiet San Juan y Martinez umfasst fünf Hektaren Land. Auf seinen Feldern wachsen Tabake, die zu den besten Kubas gehören. Das Land zeichnete ihn für seine Verdienste als «Hombre del Habano» aus.

Wie in Kuba üblich wissen die Tabakbauern selber nicht, in welchen Marken und Mischungen ihre Blätter landen. Seine Farm gilt als «Vega de Primera» und oft fällt der Name Héctor Luis im Zusammenhang mit der Premium-Marke Cohiba, doch Héctor selber bestätigt dies nicht. Wie sein Tabak schmeckt, kann aber jeder probieren, der den Weg zu seiner Finca auf sich nimmt.

Zwar sind die Tabakbauern verpflichtet, ihre Ernte dem Staat zu verkaufen. Doch sie gehören zu den wenigen Wirtschaftszweigen im sozialistischen Kuba, die schon seit Jahrzehnten von viel Autonomie profitieren und auf eigene Rechnung wirtschaften können. Einen Teil der Ernte dürfen sie für den Eigenbedarf behalten und im kleinen Rahmen als Farm-Zigarren verkaufen.

Jede von Héctors Zigarren wird einzeln in das Papier der Parteizeitung Granma eingewickelt. Diese Verpackung wurde über die Jahre zu seinem Erkennungsmerkmal. Sie erfüllt aber auch einen funktionellen Zweck: Zumindest in Kuba soll das Papier vor Feuchtigkeit schützen. Vor allem glättet es die Blattvenen, wenn sich der Tabak nach dem Rollen ausdehnt, das Deckblatt erscheint besonders fein und makellos.

Seit einigen Jahren fermentiert Héctor Luis seinen Tabak direkt auf der Farm. «Zum ersten Mal seit dem Triumph der Revolution wurde einem Bauern dieses Recht eingeräumt», erklärt Héctor Luis stolz. Besuchern kann der berühmte Tabakbauer so den ganzen Prozess der Tabakverarbeitung zeigen, vom Samen bis zum Rollen der Zigarre.

Die Schäden, die der grosse Hurrikan vor einem Jahr anrichtete, sind auf der Finca von Héctor behoben. Andere Bauern warten aber noch auf Hilfe für den Wiederaufbau. Héctor Luis rechnet deshalb auch noch in diesem Jahr mit einer etwas geringeren Ernte. Letztes Jahr betrug der Ernteausfall rund 50 Prozent. Diese Zahl wurde vom Staat offiziell bestätigt. Die Ernte an und für sich bewertet der Tabakbauer jedoch als gut.

Auch auf dem Land fehlen Arbeitskräfte. In der Escogida, wo Arbeiterinnen in mühevoller Arbeit die Tabakblätter sortieren und klassieren, habe es heute vielleicht noch 50 oder 60 Mitarbeiterinnen, wo früher 100 arbeiteten. Weil der Staat den Tabak erst bezahlt, wenn er in den Escogidas sortiert und klassifiziert wurde, spüren auch die Tabakbauern die Folgen dieser Entwicklung.

Auch das Saatgut, das die Bauern für diese Ernte ausbrachten, hilft bei der Bewältigung der Krise im Arbeitsmarkt. Die Pflanzen der neusten Generation wachsen langsamer, was den Bauern bis zu 20 Tage mehr Zeit für die Ernte gibt. So sinkt der Personalbedarf, während die Flexibilität steigt. Bis ein neues Saatgut zum Einsatz kommt, wird es vom nationalen Tabak-Forschungsinstitut vier bis fünf Jahre getestet. Angestrebt wird immer eine Verbesserung der Resistenz gegen Krankheiten. Zudem soll der Tabak geschmacklich an die vorherige Generation anknüpfen.

Die Farm-Zigarren von Héctor schmecken voll, süss und würzig und werden zu 15 Dollar pro Stück angeboten. Auch hier gibt es keine Schnäppchen mehr. Aber Havannas direkt von einer Top-Vega haben eigentlich keinen Preis.

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