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«Tabakverbote: Über die Auslöschung der bürgerlichen Welt»

#POLITISCHES #ZIGARREN 16. December 2012

Der Kampf gegen das Rauchen liefert immer wieder Stoff für Anlysen von Soziologen, Psychologen und anderen klugen Geistern. Ein gelungener Beitrag aus diesem Genre ist gestern in der Welt Online erschienen («Über die Auslöschung der bürgerlichen Welt»). Darin wird die These vertreten, dass die «Ausrottung des Rauchens und die Ausgrenzung der Raucher aus der Gemeinschaft der Kultivierten (..) die Manifestation einer epochalen soziologischen Umwälzung» sei:

Das Bild vom – erst Zigarre, später Zigarette – rauchenden Bürger wurde im Laufe des 19. Jahrhundert zur ikonischen Illustration bürgerlicher Souveränität und zum symbolischen Ausdruck der ausgeprägten bürgerlichen Mußekultur. (..) Zeit zu nicht unmittelbar zweckgebundener Bildung und zur zivilisatorischen Selbsterziehung im entspannten Salongespräch mit seinesgleichen zu haben war ein Kernelement des bürgerlichen Selbstverständnisses in der Hochzeit des Bürgertums. (..) Im Zeichen der “Flexibilität” als dem neuem gesellschaftlichen Ideal befindet sie sich grundsätzlich rund um die Uhr im Dienst, zu welchem auch der an der eigenen Gesundheit gehört. Diese muss ständig optimiert werden, um einer möglichen Einschränkung eigenen physischen und psychischen Leistungskraft rechtzeitig vorzubeugen. (..) Tabakrauchen passt in dieses Konzept nicht mehr hinein, konterkariert es sogar in doppelter Hinsicht: Es schadet der Gesundheit und setzt den Willen zur Muße voraus. War Rauchen einst Zeichen für Weltläufigkeit, Selbstbewusstsein und Lebensart, gilt es heute nur noch als Schwerverbrechen gegen die eigene und die körperliche Konstitution anderer.

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