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Zurück in Havanna

In Havanna beginnt heute das XXIII Festival del Habano. Eine Woche lang präsentiert Kuba Gästen aus aller Welt seine Zigarrenproduktion.

Seit der historischen Preiserhöhung vom letzten Sommer gibt es keinen Zweifel mehr: Die Havanna wird zum Luxus-Gut. Kuba will seine Zigarren im höchsten Preissegment positionieren. Auch die wichtigste Neuheit des diesjährigen Festival del Habano folgt dieser Strategie. Partagás erhält mit der «Línea Maestra» eine neue Premium-Linie.

Heute gab es zudem eine Antwort auf die spannende Frage, wie die Preiserhöhung den Absatz beeinflusst. Die Vertriebsgesellschaft Habanos SA komunizierte für das Jahr 2022 einen Umsatz von 545 Millionen Dollar. Die Zahl liegt leicht unter dem Vorjahresumsatz, trotzdem sprach Habanos (vermutlich wegen Wechselkursanpassungen) von einem Umsatzplus von 2 Prozent. In Verbindung mit den massiven Preissteigerungen vom letzten Jahr (die Preise von Cohiba und Trinidad haben sich mindestens verdoppelt) bedeutet dies: In Stückzahlen sind die Verkäufe massiv eingebrochen. Angesichts der leeren Regale dürfte nicht die fehlende Nachfrage dafür verantwortlich sein, sondern die Produktion. Die kubanische Zigarrenindustrie kämpft offenbar mit massiven Schwierigkeiten.

Die wirtschaftliche Lage ist nicht einfach. Die Bevölkerung leidet unter einer hohen Inflation. Die Wärungsreform führte zu einer massiven Abwertung des kubanischen Pesos im Verhältnis zum Dollar: Aktuell werden etwa 170 Pesos für einen Dollar bezahlt, vor der Reform waren es 25 Pesos. Viele Waren des täglichen Bedarfs werden (wenn überhaupt) in Läden verkauft, die nur Devisen annehmen. Der durchschnittliche Monatslohn, auch früher nicht üppig bemessen, reicht heute gerade noch für einen Liter Öl und einen Karton Eier. Viele Kubaner sind auf die Unterstützung ihrer Verwandten aus dem Ausland angewiesen.

Weil viele Kubaner das Land verlassen haben und immer noch verlassen, wird der Fachkräftemangel zu einem wachsenden Problem. Man spricht aktuell von einem «Ligero-Mangel». Die obersten Blätter der Tabakpflanze, die in den Mischungen für Kraft und Aromen sorgen, sei knapp, hört man. Diese Blattart ist besonders arbeitsintensiv, muss länger fermentieren und da Arbeiter fehlten, sei der Nachschub nicht gesichert. Auch in den Fabriken fehlt mancher erfahrene Tordedor. Über die Folgen der Hurrican-Schäden in Pinar del Rio lernen wir am Dienstag mehr.

Gute Nachrichten gibt aus dem Zigarrengeschäft im Hotel Conde de Villanueva. Es wird zur Zeit von ehemaligen Mitarbeitern des früheren Chefs Reynaldo wiedereröffnet. Die Regale sind noch praktisch leer. Ein neuer Zigarrenroller macht sich zur Zeit mit den bekannten «Custom Rolled»-Spezialformaten des Hauses vertraut. Wir durften bereits einige Müsterchen probieren.

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