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Pinar del Río nach dem Sturm

In Pinar del Río sind die Schäden von Hurrican Ian immer noch sichtbar. Die Folgen für die Tabakbauern und die diesjährige Ernte.

«Con el corazón y los manos», mit dem Herzen und den Händen wolle man die Folgen des Sturms bewältigen, heisst es auf einem Schild am Eingang von Pinar del Rio. Letzten September fegte Hurrican Ian über die Insel und traf besonders die Provinz Pinar del Rio, wo die besten Tabake der Insel wachsen. Dächer, ganze Häuser und kritische Infrastruktur wurden zerstört.

Die Folgen des Sturms sind noch gut sichtbar. Bei unserem Besuch gestern sahen wir viele zerstörte Trockenhäuser. Durch die einfache Bauweise und die grossen Angriffsflächen für den Wind hielt kaum ein Trocknungshaus dem Sturm stand. Ein Sprecher der Tabak-Kooperative kann den Schaden genau beziffern: 1750 Trockenhäuser gingen verloren. Wir sahen auch einige Wohnhäuser, die zerstört oder ohne Dach zurückblieben, die solideren Häuser aus Stein hielten dem Sturm meist stand.

Der Sturm kam zu einem Zeitpunkt, als die Aussaat der diesjährigen Ernte kurz bevor stand. Stattdessen mussten die Menschen zunächst die Schäden von Hurrican Ian beseitigen. Diese Arbeiten dauern immer noch an. Auf vielen Feldern steht ein neuer Rohbau aus Holz, Dächer und Wände fehlen noch. Andere Häuser sind bereits fertig gestellt. Wir erfuhren, dass der Staat den Bauern mit 154 Brigaden à vier Personen und Material hilft. Wie die Hilfe organisiert ist und welche Bauern zuerst zum Zug kommen, kann man uns nicht sagen.

Die Trocknungshäuser sind für die Ernte zentral, die Aussaat kann deshalb erst beginnen, wenn die weitere Verarbeitung nach der Ernte gewährleistet ist. Zunächst mussten die Bauern die Ernte nach hinten verschieben. «Normalerweise liegt das Fenster für die Ernte zwischen dem 20. Oktober und dem 15. Januar», erklärt der Sprecher. Eine spätere Aussaat sei grundsätzlich möglich, der erwartete Ertrag werde auch nicht kleiner, es werde jedoch teurer, da mehr Wasser benötigt würde. Ausserdem steige die Gefahr einer Schädlingsplage. Unendlich lange warten mit dem Ausbringen der Setzlinge können man auch nicht. «Jeder Tabakbauer hat seine Pflanzen jetzt im Boden», sagt der Kooperativen-Sprecher. Der Wettlauf mit der Zeit hat begonnen. Die Ernte dauert zwischen 70-90 Tagen. Bis dahin müssen möglichst viele Trockenhäuser stehen.

Über die Auswirkungen auf die Ernte möchten die Kubaner nicht spekulieren. Sie bestätigen jedoch, dass der Sturm auch Tabake aus der vorherigen Ernte zerstörte, welche von den Bauern bereits an die Verarbeitungsbetriebe übergeben worden waren.

Wir besuchten den Tabakbauer Raúl Cruz Rodríguez, der in der Region San Juan y Martinez 2.1 Hektaren Land bewirtschaftet. Sein Trockenhaus ist bereits wieder in Stand gesetzt. Seine Tabakpflanzen sind auffällig niedrig. Darauf ist er aber stolz. Lassen die Tabakbauern die Pflanzen ungehindert wachsen, steige zwar der Ertrag, die Blätter würden aber an Aroma und Kraft verlieren. Er setzt auf Qualität und guten Ligero-Tabak. Auf einer Parzelle neben diesem Feld sehen wir ganz jungen Pflanzen, die soeben ausgesetzt wurden. «Hier lagerte das Baumaterial für das Trocknungshaus», erklärt uns der Bauer. Jetzt wo das Haus fertig gestellt sei, wolle man diesen Platz auch noch für den Anbau einiger Pflanzen nützen.

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