Zurück zur Übersicht

Navy Rum: Gegen das Heimweh, für die Moral

Bis 1970 hatte jedes Mitglied der British Royal Navy Anspruch auf eine tägliche Ration Rum. Eine Reise durch die Rum-Geschichte der britischen Marine.
#GESCHICHTE #RUM 22. Juni 2023

«Auf einen blutigen Krieg und eine ungesunde Jahreszeit!» Und runter mit dem Rum in einem Zug. Der Tot-Club in New Harbour kennt die alten Trinksprüche und pflegt eine Tradition weiter, welche die britische Marine jahrhundertelang begleitete: Jeden Mittag um Schlag zwölf und noch einmal abends um sechs wiederholt sich auf den Schiffen der britischen Royal Navy ein Ritual: Die Mannschaft versammelte sich zur Rum-Ausgabe. Der Zahlmeister, auf Englisch: Purser oder kurz Pusser, verteilte einen «Tot» (deutsch: ein Schlückchen) Rum. Im Jahr 1687 erklärte die Royal Navy eine halbe Pint (284 ml) Rum zur offiziellen Tagesration für jeden Seemann.

Zu einem Grundnahrungsmittel der Flotte wurde der Rum wegen seiner Haltbarkeit. Bier verdarb schnell auf hoher See, der Schnaps aus Zuckerrohr überlebte die monatelangen Reisen. Mit Limettensaft vermischt schützte er vor Skorbut. Und natürlich verkürzte er die langen Tage und nahm den Matrosen die Furcht.

Pusser's British Navy Rum

Gunpowder Proof

42.00 CHF

Pusser's British Navy Rum

15 Jahre

79.00 CHF

Der Rum für die Seeleute stammte von den britischen Kolonien Jamaica, Trinidad, Barbados und Guyana. Zunächst besorgen sich die Schiffe ihren Rum-Nachschub selbstständig. Die Zuckerrohr-Farmen verkauften gerne und zu guten Preisen an die Seestreitkraft, denn wo die Navy ankerte, liessen sich Piraten nicht gerne blicken. Um den wachsenden Rum-Bedarf zu decken, professionalisierte die Royal Navy den Einkauf später. Ab 1784 beauftragte die Admiralität den Geschäftsmann James Man mit dieser Aufgabe, wie die BBC schreibt. Die Rums aus den Kolonien wurden fortan nach London verschifft und dort geblendet. Der Navy-Rum-Stil entstand.

Gunpowder Proof

Die britischen Kolonien produzierten ihren Rum im Pot-Still-Verfahren. Die Brenngeräte ähnelten jenen, welche die Briten auch zu Hause für die Whisky-Produktion verwendeten. Daraus entstanden schwere, aromatische Rums. In einem typischen Navy Rum sind deutlich die Einflüsse des jamaikanischen Rums zu schmecken mit fruchtigen Noten, die an Pflaume, Rosinen und reife Ananas erinnern.

Der Navy Rum erhöhte die Moral der Truppen, aber nicht immer ihre Einsatzfähigkeit. Es ereigneten sich Unfälle wegen Trunkenheit. Im Jahr 1740 erliess Admiral Edward Vernon die Anweisung, dass die Rum-Rationen mit zwei Teilen Wasser zu verdünnen seien. Als Belohnung guter Leistungen seien Limettensaft und Zucker beizufügen. Der Grog war erfunden.

In den Laderäumen der Schiffe lagerte Rum und Schwarzpulver, oft nebeneinander. Feuchtes Schwarzpulver brennt nicht mehr – ein Szenario, das auf einem Kriegsschiff unter allen Umständen verhindert werden musste. Rum, so fand man bei Versuchen heraus, konnte dem überlebenswichtigen Pulver nichts anhaben, solange er nicht mit Wasser verdünnt wurde und mindestens 57.15% Alkohol enthielt. Navy Rums wurden also mindestens mit dem sogenannte «Gunpowder Proof» transportiert. Umgekehrt erlaubte der Gunpowder-Test der Mannschaft, die Reinheit des Rums zu testen. Wehe dem Pusser, der seinen Männern verwässerten Rum ausgab!

Das Blut von Lord Nelson

Zu den denkwürdigsten Seeschlachten der British Royal Navy gehörte die Schlacht um Trafalgar. Die Briten unter der Führung von Admiral Nelson schlugen am 21. Oktober 1805 die zahlenmässig überlegene Verbündeten Frankreich und Spanien im Kampf um die Vorherrschaft über den Ärmelkanal. Kurz vor Ende der Schlacht fiel Nelson auf seinem Schiff HMS Victory durch die Kugel einer französischen Muskete. Der Legende nach überführte man den Leichnam in einem Rumfass nach Hause. Der Alkohol sollte den Körper konservieren. In der Heimat angekommen, waren die Fässer aber leer und durchlöchert. Offenbar, so geht die Geschichte, hatten die Matrosen den Rum getrunken, zusammen mit Nelsons Blut.

Am 17. Dezember 1969 entschied die britische Admiralität, dass die Ausgabe von Rum nicht länger mit den Anforderungen an eine moderne Seestreitmacht vereinbar sei. Der letzte «Tot» Rum wurde im Rahmen einer feierlichen Zeremonie am 31. Juli 1970 an die Mannschaften abgegeben.

Zurück blieben in England grosse Rum-Bestände. Der Abenteurer Charles Tobias wandte sich einige Jahre darauf an die Royal Navy und schlug ihr vor, gegen die Zahlung einer grösseren Summe an die Marinekasse eine offizielle Lizenz für die Abfüllung von Navy Rum zu erteilen. Er erhielt Zugriff auf die Rum-Bestände und die offiziellen Rezepte. Die Marke «Pusser’s» füllt bis heute authentische Navy-Rums ab und pflegt die Tradition weiter.

Weiter Entdecken